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Auch der Liedermacher der Herzen ist in diesem Jahr wieder auf dem Ruhrpott Rodeo am Start. Im Interview hat Götz Widmann uns verraten, wie er sich auf den Auftritt vorbereitet und inwiefern sich in Sachen Kiffen endlich die Vernunft durchsetzen muss.

Wir haben etwas gemeinsam, was auf den ersten Blick wohl niemand vermuten würde: ein abgeschlossenes Wirtschaftsstudium. Wie blickst du auf dieses Kapitel deines Lebens zurück und was hast du daraus mitgenommen?
Das war die furchtbarste Zeit meines Lebens, ich frage mich bis heute, wie ich überhaupt jemals auf die Idee kommen konnte. Ehrlich gesagt habe ich da auch nicht viel gelernt, was ich heute noch gebrauchen könnte. Der einzige Vorteil daran war, dass ich am Ende ganz genau wusste, was ich auf keinen Fall machen will. Ist ja auch was wert...

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Du hast einen unfassbar hohen Output, was Songs und Alben betrifft. Wie entstehen deine Songs, gehst du eher strukturiert vor oder findest du nach einer durchzechten Nacht auch mal einen neuen Track auf dem Handy, wie es Keith Richards gelegentlich passiert sein soll?
Sagen wir so, ich gönne mir relativ strukturiert durchzechte Nächte und finde morgens dann eigentlich immer was halbwegs Brauchbares in meinen Texten. Zum Musikschreiben fahre ich jedoch meistens ein bis zwei Wochen an einen schönen Ort und schließe mich ein – komplette Isolation in angenehmer Atmosphäre halt.

Wie sehr nervt es eigentlich, in jedem Interview übers Kiffen reden zu müssen? Hat sich das verselbstständigt oder liegt dir diese "Marke" tatsächlich am Herzen?
Das Thema wird sich erst verselbständigt haben, wenn Kiffen legal ist, dafür kämpfe ich schon seit über zwanzig Jahren und an meiner Meinung hat sich nichts geändert. Im Gegenteil. Jetzt, wo in den USA und diversen anderen Ländern die Dinge endlich in Bewegung geraten, dürfen wir auch hier keine Ruhe geben, bis sich endlich die Vernunft durchsetzt.

Männer ab 50

Im Gegensatz zu Bands, die auf Festivals große Geschütze auffahren können, stehst du als Liedermacher i.d.R. allein auf der Bühne. Wie schaffst du es, Raum und Erwartungen zu (er)füllen?
Ich finde das gar nicht so schwer. Gerade beim Ruhrpott Rodeo ist das schön: Ich fange an zu spielen, traditionell als erster am Sonntagmorgen, und innerhalb von einer Viertelstunde ist der ganze Platz vollgelaufen und alle singen mit. Und dass, obwohl die meisten schwer verkatert sind, doch man sieht die gute Laune in ihren Gesichtern. Das ist so ein geiles Gefühl, da muss ich mich nicht anstrengen. Ich genieße jede Sekunde.

Wie bereiten sich „Männer ab 50“ eigentlich auf einen großen Festival-Auftritt vor?
Wenn der Auftritt, wie beim Ruhrpott Rodeo, schon so früh am Tag stattfindet, gehe ich am Abend vorher tatsächlich mal halbwegs zivilisiert ins Bett. Macht dann einfach mehr Spaß und die Leute haben definitiv mehr von mir. Dieses Vorgehen wäre auch schon mit 25 besser für alle Beteiligten gewesen, aber damals hatte ich das noch nicht so ganz kapiert.

 

Interview: Diana Ringelsiep